20.02.2024 In einem Innovationsworkshop der Universität Vechta und der BBS am Museumsdorf wurden komplexe Herausforderungen der Region beleuchtet und Ideen für eine nachhaltige Entwicklung gesammelt.

„Smart Learning für die nachhaltige Entwicklung unserer Region“ – Wie kann berufliche Bildung junge Arbeitnehmer*innen dazu befähigen, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Region zu leisten? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Innovationsworkshops, den die Berufsbildende Schule am Museumsdorf Cloppenburg (BBSaM) in Kooperation mit der Universität Vechta vor kurzem in den Räumlichkeiten ihres Selbstlernzentrums ausgerichtet hat.

Günter Lübke, Schulleiter der BBSaM, stellte noch während der Anmoderation mit Blick in die Reihen der Teilnehmenden unmittelbar die regionale Tragweite der Veranstaltung fest. Die enge Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft, so Lübke, sei es, was die Bestrebungen der BBSaM in Richtung neuartiger Ausbildungskonzepte überhaupt ermögliche.

Übertragen auf die Sustainable Development Goals (SDGs), die während des Workshops eine wiederkehrende Rolle spielten, betonte Lübke in diesem Zusammenhang die Bedeutung von „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“. Im Sinne dieser Partnerschaft argumentierten auch Anne Tapken, Kreisrätin des Landkreises Cloppenburg, und Prof. Dr. Jantje Halberstadt, Inhaberin der Professur für Ökonomie der Nachhaltigkeit an der Universität Vechta in ihren Begrüßungsreden.

Impulse aus Wissenschaft und Praxis

Unmittelbar im Anschluss beleuchtete Folker Arndt, stellvertretender Schulleiter der BBSaM in seinem Vortrag „Nachhaltigkeitsmanagement und MakerSpace“ die aktuellen Bestrebungen der BBSaM, neuartige Ausbildungskonzepte zu etablieren, die sich maßgeblich auf den Einsatz digitaler Technologien und innovativer Lernumgebungen stützen. Hierbei im Mittelpunkt steht ein ausbildungsbegleitender Zertifikatslehrgang „Assistent*in für Nachhaltigkeitsmanagement“, der in Zusammenarbeit mit der IHK Oldenburg und Unternehmen der Region umgesetzt werden soll.

Nachfolgend gab Iris Rickhoff-Fischer, Mitarbeiterin des TrENDi – Start-up Service der Universität Vechta, in ihrem Vortrag „Jenseits des Zeugnisses: Über die Darstellung und Wichtigkeit von Zukunftskompetenzen“ Einblicke in das VISKIO – Visible Skills Portfolio; einer Plattform, welche Lernenden die Möglichkeit bieten wird, ihre Kompetenzen und Fertigkeiten transparent zu machen.

Abschließend gab Arne Ortland, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Vechta, in seinem Vortrag „Kompetenzen für komplexe Herausforderungen ländlicher Räume“ Einblicke in das von ihm koordinierte ERASMUS+ Projekt „Digital Transformation Hub of Rural Europe“.  Das gleichnamige DigiTrans Hub bietet als kollaborative Online-Plattform ländlichen Digitalpionieren Möglichkeiten des informellen Lernens und der Vernetzung.

Digitale Kreativtechniken im Fokus

Nachdem die Teilnehmenden sich während einer kurzen Pause mit Fingerfood stärken und Kontakte knüpfen konnten, stand der zweite Teil des Workshops ganz im Zeichen digitaler Kreativität. Mithilfe der sogenannten Rich Picture Methode wurden in drei Arbeitsgruppen die komplexen Wechselwirkungen regionaler Herausforderungen an Whiteboards visualisiert.

Schnell wurde deutlich, dass die Beziehungen zwischen Wirtschaft, Nachhaltigkeit und beruflicher Bildung komplexer sind, als anfangs vermutet. Beziehungen zwischen Akteuren sind selten eindimensional und oftmals entscheiden regionale und globale Beziehungen zugleich über die Zukunftsfähigkeit der Region. Die Wirtschaft des Oldenburger Münsterlandes ist Teil globaler Märkte und Wertschöpfungsketten. Demgegenüber finden sich auch solche Herausforderungen, die primär auf regionaler Ebene adressiert werden müssen. Hierzu zählen beispielsweise die Stärkung kultureller Angebote sowie die Sicherung von Fachkräften. Insgesamt, so hielten die Teilnehmenden fest, können Herausforderungen nicht isoliert gelöst werden.

Danach arbeiteten die Workshopteilnehmenden mithilfe sogenannter TaskCards konkrete Lösungsansätze aus. Aus den gesammelten Ideen geht klar hervor, dass eine stärkere Verankerung von nachhaltigkeitsrelevanten Themen und Fähigkeiten in der beruflichen Bildung dringend notwendig ist. Dabei wurde auch deutlich, dass die ausbildungsbegleitende Zusatzqualifikation „Assistent*in für Nachhaltigkeitsmanagement“ in Zukunft breiter gedacht werden sollte. So brachten die Teilnehmenden zum Ausdruck, dass entsprechende Inhalte auch für Fachkräfte anderer Sektoren und für die universitäre Ausbildung relevant sind. Auch wurde die Möglichkeit thematisiert, das Thema Nachhaltigkeit zu einer beruflichen Perspektive zu machen – in der Form eines eigenständigen Ausbildungsberufes.

Wie geht es weiter?

Es zeigte sich deutlich, dass sich die Teilnehmenden eine Vertiefung der bearbeiteten Themen wünschen. Die inhaltliche und methodische Integration von nachhaltigkeitsorientierten Zukunftskompetenzen in die berufliche Bildung der Region soll deshalb auch weiterhin von der BBSaM und der Universität Vechta begleitet werden. Ein Rahmen für wiederkehrende Beteiligungsformate wird derzeit erarbeitet.

[Text: Dr. Arne Ortland]

Bild 1: Freuen sich über die rege Beteiligung: (von links nach rechts) Dr. Arne Ortland (Universität Vechta), Anne Tapken (Kreisrätin Landkreis Cloppenburg), Günter Lübke (Schulleiter BBSaM), Prof. Dr. Jantje Halberstadt (Universität Vechta, Professur Ökonomie der Nachhaltigkeit), Folker Arndt (stellvertretender Schulleiter BBSaM).

Bild 2: Prof. Dr. Jantje Halberstadt bei ihrer Begrüßungsrede – eingerahmt von den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung.

Bild 3: Die Workshop-Teilnehmenden im regen Austausch.

[Fotos: Christian Härtel]