03.01.1900 — Früheres Gesellenhaus in der Kirchhofstraße. Fotoarchiv Klaus Deux — Die heutige BBS am Museumsdorf hat ihren Ursprung in der 1864 gegründeten „Ackerbauschule“. Während dort die Quellen des landwirtschaftlichen Fachbereichs der Schule liegen, führt die Spurensuche in der Schulgeschichte auch zu der am 3. Januar 1900 gegründeten Fortbildungsschule. Nach der zunächst rein gewerblichen Ausrichtung entstanden dort in den 1930er Jahren auch Berufsschulklassen für Lehrlinge im Handel sowie der Land- und Hauswirtschaft.

Die Fortbildungsschule als Ursprung der Handelslehranstalt

Die Einrichtung der Fortbildungsschule wurde am 31. August 1899 vom Stadtrat Cloppenburg beschlossen und fand Unterstützung durch das Großherzogliche Staatsministerium in Oldenburg und die Handwerker-Innung Cloppenburg. Die ersten Schüler waren Handwerkslehrlinge. Für sie wurde eine Unter- und Oberklasse eingerichtet. Der Unterricht sollte die Meisterlehre ergänzen und vertiefen. Dabei ging es u. a. um das Verständnis für Zeichnungen sowie rechnerische, buchhalterische und rechtliche Grundlagen der Geschäftsführung.

Erster Direktor dieser Schule war bis 1912 Vikar Wittig. Den Unterricht übernahmen hauptsächlich Volksschullehrer, Handwerksmeister und Pfarrer. Er fand über 30 Jahre lang im Gesellenhaus an der Kirchhofstraße statt und der Kreisschulrat kam hin und wieder zu Visitationen in den Unterricht. Die Briefe an das Ministerium berichteten dann u. a. über mangelnde Sicherheit in Ausdruck und Rechtschreibung, hohe Fehlzeiten der Schüler und schlechte Ergebnisse bei der Anfertigung von geometrischen Zeichnungen. Auch Vikar Göttke, der die Schule von 1912–1933 leitete, machte seine ganz eigenen Erfahrungen mit Visitationen. Ihm wurden die Duldung von Fehlzeiten der Lehrlinge und eine nicht ordnungsgemäße Führung der Versäumnislisten vorgeworfen.

1922 erhielt die Schule dann die neue Bezeichnung als Berufsschule und die Schülerzahlen nahmen in der folgenden Zeit kontinuierlich zu. Neben dem Gesellenhaus fand der Unterricht nun auch in der katholischen Volksschule an der Eschstraße statt und das Wachstum der Schülerzahlen führte zur Bildung der Klassen nach Berufsgruppen (Bau-, Metall-, Nahrungs- und Kunstgewerbe).

Ab 1934 war Matthias Sitterz Schulleiter der „Berufsschule“. In diesem Jahr richtete die Schule eine erste Klasse für Lehrlinge im Berufsbereich Handel ein. Deren Unterricht fand zunächst unter sehr primitiven Bedingungen im Gesellenhaus statt. Doch schon wenige Jahre später verbesserten sich die Unterrichtsbedingen ganz erheblich, denn als der Landkreis 1937 Schulträger wurde, übernahm er ein Gebäude der katholischen Volksschule (das sogenannte Röthepolsche Haus) in der heutigen Eschstraße und ließ es zur Nutzung für die Berufsschule umbauen. Der Umzug in die neuen Räumlichkeiten fand 1938 statt und die damaligen Lehrer nahmen den großen Fortschritt begeistert auf. Die Freude über die neuen Unterrichtsräume war aber nur von kurzer Dauer, denn schon im Sommer 1939 musste der Unterricht teilweise ausfallen, da die Wehrmacht das Gebäude als Unterkunft nutzte.

Zu dieser Zeit machte das Reichspflichtschulgesetz vom 6. Juli 1938 den Berufsschulbesuch für alle Volksschulabgänger unter 18 Jahren zur Pflicht. Ein Nichterscheinen in der Schule wurde mit einer Geldstrafe von 150 Reichsmark oder einer Haft von bis zu 14 Tagen bestraft. Im Zuge dieser neuen Rahmenbedingungen wuchs die Schülerzahl auf insgesamt 600 Lehrlinge in den Berufsbereichen Gewerbe, Handel und Landwirtschaft inklusive ländlicher Hauswirtschaft. Neben der Schulpflicht war auch die Ausbildungsdauer geregelt worden (Gewerbe und Handel – drei Jahre, landwirtschaftliche Berufe – zwei Jahre).

Im neuen Berufsschulgebäude an der Eschstraße (Röthepolsche Schule) unterrichteten neun hauptamtliche Lehrkräfte. Jede Berufsschulklasse hatte wöchentlich acht Unterrichtsstunden. Dabei hatten die Lehrer häufig mit der mangelnden Einsicht von ausbildenden Landwirten, Hausfrauen und Meistern zu kämpfen, die ihre Lehrlinge lieber bei der Arbeit, als in der Berufsschule sahen.

1943 wurde der Berufsbereich Handel als „Handelslehranstalt“ selbstständig; die Handelslehranstalt umfasste die kaufmännischen Berufsschulklassen sowie die 1943 neu eingerichtete Mittlere Handelsschule. Die Fortbildungsschule erhielt entsprechend der an ihr verbleibenden Berufsbereiche die Bezeichnung „Gewerbliche und landwirtschaftliche Berufs- und Berufsfachschulen“. Der hauswirtschaftliche Schulbereich wird noch nicht als eigenständiger Berufsbereich gesehen und dem Gewerbe und der Landwirtschaft zugeordnet.