03.07.2023Im Rahmen ihrer Studienfahrt nach Belgien gewann eine Klasse des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft der BBS am Museumsdorf einen etwas anderen Einblick in die EU. Im europäischen Parlament schlüpften die Abiturient*innen in die Rolle von EU-Abgeordneten.

In der 12. Klasse finden die Studienfahrten im Beruflichen Gymnasium der Europaschule statt. Die BGW 2-3 mit ihrer Klassenlehrerin Birgit Sandker entschloss sich zu einer Studienfahrt nach Brügge. Dabei stand die Fahrt ganz im Zeichen der Europabildung. Ein Ziel war, Brügge als Weltkulturerbestadt kennen zu lernen und zu erfahren, inwiefern es die belgische Lebensart verkörpert. Darüber hinaus stand im Fokus, Belgien als EU-Mitgliedsstaat zu erleben und das Europäische Parlament in Brüssel zu erkunden.

Beim Besuch des Europäischen Parlaments konnte die Klasse eine First Panel Discussion zum Thema „Support the future of Syria and the region“ live verfolgen. Im Anschluss lernten die Schüler*innen im Gespräch mit dem Trainee Celine Cramer den Aufbau und die Aufgaben des Europäischen Parlaments kennen.

Als Highlight stellte sich jedoch der nächste Tagesordnungspunkt heraus. Die Gymnasiast*innen schlüpften in die Rolle von EU-Abgeordneten von vier verschiedenen, erfundenen Fraktionen: die Europäische Solidaritätsfraktion, die Europäische Umweltfraktion, die Europäische Freiheitsfraktion, die Europäische Traditionsfraktion. Die Schüler*innen erhielten ein Handy, auf dem sie während des Rollenspiels, wie echte Abgeordnete auch, Anrufe bekamen oder zu Meetings bestellt wurden.

In dem Rollenspiel wurde das ordentliche Gesetzgebungsverfahren des Europäischen Parlaments simuliert. Jede Fraktion teilte sich in mehrere Gruppen auf, um Ausschüsse bilden zu können, die zwei fiktive Fälle bearbeiteten. Bei der „Wassersolidaritätsrichtlinie“ ging es um die Errichtung einer Wasserrohrleitung quer durch Europa, welche die klimawandelbedingten ungleichen Wasservorräte gleichmäßig verteilen soll. Bei der „Personenerkennungsrichtlinie“ wurde diskutiert, wie bei implantierten Mikrochips individuelle Grundrechte geschützt werden können. Nach den ersten Ausschusssitzungen stellten die Schüler*innen in einer Plenarsitzung Änderungen der Entwürfe vor und versuchten, für ihre Position eine Mehrheit zu gewinnen. In einer zweiten Plenarsitzung verhandelten sie mit dem Ministerrat, um den Richtlinienentwurf zu beeinflussen. Wurde kein Kompromiss erzielt, wurde der Vorschlag in einem zusätzlichen Vermittlungstreffen erörtert.

Birgit Sandker und ihre Kollegen Kai von Oesen und Derya Doksöz berichteten, wie faszinierend es war, die Schüler*innen wie Mitglieder des Europäischen Parlaments arbeiten zu sehen: „Sie haben Informationen unter Zeitdruck zusammengetragen, wechselten ständig zwischen Fraktions- und Ausschusssitzungen, mussten ihren Standpunkt vertreten, andere Ausschussmitglieder überzeugen und letztlich über die Umsetzung der Richtlinien abstimmen.“ Beeindruckt zeigten sich die Zwölftklässler*innen von der realistischen Umsetzung: „Und dann klingelte das Telefon und es trafen aktuelle Notfallmeldungen zu einem Erdbeben ein. Wie sollten wir uns auch noch darum kümmern? Gleichzeitig hatten dadurch die Wasserleitungen und implantierte Mikrochips einen ganz aktuellen Bezug. Währenddessen erreichten uns Anrufe von fiktiven Besuchern des Parlaments, die uns verwirrende Fragen zu Besuchszeiten gestellt haben. Welch ein Chaos!“ Letztlich machte dieser Europatag die Studienfahrt der BGW 2-3 zu einem unvergleichlichen Erlebnis!

Bild 1: Die BGW 3-2 bei der First Panel Discussion zum Thema „Support the future of Syria and the region“  

Bild 2: Gruppenbild im Europäischen Parlament, mit den Lehrerinnen Birgit Sandker (2.v.r.) und Derya Doksöz (ganz rechts)

Bild 3: Ausschusssitzung im Rollenspiel

Bild 4: Plenarsitzung im Rollenspiel

[Fotograf: Kai von Oesen]