10.01.2024 – Die gemeinnützige Organisation EUROSOC#DIGITAL führte an den BBS am Museumsdorf einen eintägigen EU-Projekttag durch. Dabei entwarfen die Fachoberschüler*innen Ideen für die Stärkung der Demokratie.

Die BBS am Museumsdorf als Europaschule organisieren regelmäßig Workshops, um Demokratiebildung zu betreiben und Schüler*innen mit ihrer Rolle als Bürger in der EU zum Nachdenken anzuregen. Im Herbst stand nun ein weiterer eintägiger Workshop an, zu dem das Politik-Team um Teamleiterin Nicole Bruns die gemeinnützige Organisation für europapolitische Bildung EUROSOC#DIGITAL einlud. Das motivierte fünfköpfige Team um die Projektleiterin Mareike Meyer brachte die Zwölftklässler*innen der Fachoberschule dazu, im Projekt „#Demokratie und Du“ Ideen für die Stärkung der Demokratie zu entwerfen. Später präsentierten sie ihre Ideen regionalen Politikern, die von der Berliner Agentur eingeladen wurden.

Ziel des Workshops

Ziel des Workshops war es, das Verständnis, die Wertschätzung und das Vertrauen in unsere Demokratie und in die Demokratie als politisches System generell zu stärken. Für viele Schüler erscheint Demokratie selbstverständlich und wird daher nicht hinterfragt und gewürdigt. Um dieses Ziel zu erreichen, gliederte sich der Workshop in verschiedene inhaltliche und unterschiedlich methodisch gestaltete Phasen.

Demokratie vs. Autokratie: Aktueller Stand

Die Referent*innen zeigten den knapp 70 Schüler*innen zu Beginn aktuelle politische Schlagzeilen wie z.B. „Demokratien weltweit auf dem Rückzug“ oder „Wachsender Widerstand gegen Autokraten“. Gemeinsam identifizierten die Vortragenden und Zuhörer*innen die Unterscheidungs-Merkmale der beiden Systeme. Die Akteure Bürger und Staat sowie ihr Verhältnis zueinander wurden dabei besonders unter die Lupe genommen. Abschließend zeigten die Referent*innen eine Weltkarte zur politischen Transformation. Während der Bertelsmann Transformationsindex 2022 Deutschland und den EU-Staaten die Demokratie als politisches System bescheinigt, werden z.B. Russland und die Türkei als gemäßigte Autokratien eingestuft. Interessant fanden die Schüler*innen, dass Südafrika und Südamerika insgesamt als Demokratien – allerdings als (stark) defekte – bezeichnet wurden. Der überwiegende Teil Afrikas wie auch China gelten als gemäßigte bzw. harte Autokratien.

Fachpodium: Zusammenarbeit von Demokratien und Autokratien?

Nach diesem Informationsinput wurden die Schüler*innen selbst aktiv. In Form eines Fachpodiums stellten sie sich der spannenden Frage, ob Demokratien mit Autokratien zusammenarbeiten sollten. Dazu schlüpften die Schüler*innen in verschiedene Rollen und diskutierten aus dieser Position. In teilweise sehr anregenden Gesprächsrunden wurden die Vor- und Nachteile dargestellt. Nach Auswertung des Fachpodiums brachte das Referententeam ein eindrucksvolles Zitat von Barack Obama ein, um den Schüler*innen ihre Rolle zu verdeutlichen: „Der wichtigste Teil ist nicht Präsident*in oder Premierminister*in. Der wichtigste Teil ist Bürger*in.“ (2014).

Kampagnenwerkstatt: Ideen zur Stärkung der Demokratie!

Im dritten und letzten Teil erarbeiteten die Schülergruppen in Form einer Kampagnenwerkstatt Ideen zur Stärkung der Demokratie in Deutschland bzw. der EU für eine selbst ausgewählte Zielgruppe. Anschließend präsentierten sie diese den beiden Politikern Paul Lanwer (FDP; Vorsitzender der Jungen Liberalen Cloppenburg) und Dr. Katja Thieke (Bündnis 90/Die Grünen; Mitglied u.a. im Stadtrat Cloppenburg sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende). Vertreter der SPD wären gerne dabei gewesen, konnten allerdings aufgrund einer Terminkollision nicht anwesend sein.

Die Ergebnisse

Eine Schülergruppe schlug vor, das demokratische Denken in Form von sogenannten Bildungstagen für Schüler, Studenten und Auszubildende im Alter von 14 bis 25 zu fördern. Ziele seien die Förderung von Respekt und Toleranz. Die Nähe der Politiker zum Bürger sei ebenfalls ein entscheidendes Kriterium für solche Bildungstage. Damit lobte die Schülergruppe den Projekttag an der Schule, der entsprechend konzipiert war.

Eine weitere Schülergruppe präsentierte die Idee, Jugendliche für die Demokratie zu aktivieren, indem ein enger Kontakt zwischen kommunalen Politikern und Jugendlichen hergestellt wird. Sie verwies in diesem Zusammenhang u.a. auf das Jugendparlament. Dr. Thieke griff diesen Aspekt auf, denn aktuell formiert sich das Cloppenburger Jugendparlament gerade neu.

Eine andere Schülergruppe möchte mehr Einflüsse auf die Politik ausüben, sowohl auf kommunaler, als auch auf Landes- und Bundesebene. Durch Volksabstimmungen würde die Meinung jedes Bürgers direkt berücksichtigt. Dies würde ihrer Meinung nach die Demokratie stärken.

Eine weitere Schülergruppe forderte Wahlen ab 16 Jahren. Dr. Thieke wies darauf hin, dass dies schon bei der anstehenden Europawahl im Juni 2024 der Fall sein wird.

Eine andere Schülergruppe betonte die Auswahl der Themen im Politikunterricht, um demokratisches Denken zu fördern. Paul Lanwer bestätigte die Relevanz dieser Auswahl. In seiner Schulzeit sei immer der Politikunterricht der beste gewesen, der aktuelle Themen aufgriff und diskutierte. So wurde das Interesse geweckt und die Aktualität gewahrt.

Das Fazit

Viele Schüler*innen bemerkten, dass ihnen nicht klar gewesen sei, dass es so viele Autokratien weltweit gäbe. Außerdem war eine weit verbreitete Erkenntnis, dass man sich für die Demokratie einsetzen und deren Vorzüge klar schätzen muss. Methodisch gesehen fühlten sich alle Schüler*innen angesprochen: Während einige Schüler*innen die Diskussionsrunde sehr lobten und dort wesentliche Erkenntnisse gewinnen konnten, bevorzugten andere die Kampagnenwerkstatt. Wie Nicole Bruns, Teamleiterin Politik, jedoch zusammenfasste: „Das allgemeine Fazit ist wirklich gut! Die Schüler haben erkannt, wie schützenswert und wichtig unsere Demokratie ist. Und gleichzeitig haben sie den Projekttag als sehr kurzweilig und interessant gestaltet wahrgenommen, sodass ihre Motivation hoch war! Weiteren Projekten dieser Art stehen wir und sie offen gegenüber!“

Bild 1: Die EUROSOC#Digital-Referenten und die Politiklehrer Ansgar Geers, Andrea Nilling und Nicole Bruns (ganz links), sowie die Politiker Paul Lanwer und Dr. Katja Thieke (Mitte), sowie Abteilungsleiterin Tatjana Flatken und Schulleiter Günter Lübke (ganz rechts).

Bild 2: Eine Schülergruppe im Austausch mit Paul Lanwer.

Bild 3: Eine Schülergruppe im Austausch mit Dr. Katja Thieke.