06.05.2024 – Im Planspiel „Alte Linde“ diskutierten angehende Bankkaufleute über den Fortbestand eines fiktiven Kulturzentrums. Die Auszubildenden erlebten dabei hautnah, wie gelebte Demokratie funktioniert und wie Stadtplanungen und Nachhaltigkeit zusammenhängen.
Was ist das Planspiel?
Das Planspiel „Alte Linde – Die Bezirkskonferenz“ setzt sich mit der Wohnungspolitik auseinander. Die Gentrifizierung als Konfliktfeld, daran anschließende politische Proteste und kommunale Entscheidungen stehen im Mittelpunkt. Die Spieler*innen übernehmen die Rollen von Jugendlichen und Erwachsenen, die sich in der Bezirkskonferenz des fiktiven Bezirkes Lindewitz, in dem das Kulturzentrum Alte Linde liegt, zusammenschließen. Die Alte Linde und sein Gelände werden für vielfältiges soziales, politisches und kulturelles Engagement genutzt. Jedoch soll sie nun von einer ortsfremden Immobilienfirma verdrängt werden. Die Spieler*innen diskutieren, ob – und wenn ja, wie – der Fortbestand des Kulturzentrums gesichert werden soll. (Quelle: Handreichung zum Planspiel, www.linke-militanz.de)
Was ist das Ziel des Planspiels? Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit?
Die Planspiel-Teilnehmer*innen erkennen die Schwierigkeit, aber auch die Relevanz einer Kompromissfindung in konfliktbehafteten Aushandlungsprozessen. Damit leistet das Planspiel einen Beitrag zur Demokratiestärkung. Die Lernenden erfuhren, wie sie nachhaltig die Gesellschaft mitgestalten und sich für die Demokratie einsetzen können.
Gleichzeitig spricht das Planspiel das elfte UN-Nachhaltigkeitsziel an, welches u.a. eine inklusive und nachhaltige Stadtplanung fordert. Wie auch die Ersteller des Planspiels erkannt haben, sind Folgen städtischer Entscheidungen auch für die jungen Menschen direkt erfahrbar: Denn zunehmend erschweren steigende Mietpreise den Zugang zum Wohnungsmarkt. Davon betroffen sind vor allem Alleinstehende und Familien mit fünf oder mehr Mitgliedern. Dies gilt aber auch für junge Menschen, die nach dem Abschluss von Schule und Ausbildung fernab des Elternhauses bezahlbaren Wohnraum in geeigneter Lage, Größe und Ausstattung beziehen möchten.
Wie lief das Planspiel ab?
Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche führte Politiklehrerin Theres Tobergte das Planspiel „Alte Linde“ mit neunzehn zukünftigen Bankkaufleuten im 2. Ausbildungsjahr durch. Zunächst diskutierten die Auszubildenden, welche Probleme in Städten vorherrschen. Zudem reflektierten sie, wie sie selber bislang politisch aktiv geworden sind.
Im Planspiel nahmen die Schüler*innen verschiedene Rollen um das Kulturzentrum „Alte Linde“ ein. Dabei wollten sie gemeinsam aushandeln, ob das Kulturzentrum gerettet werden sollte. Dabei standen vor allem Argumente der Wohnungsnot dem Erhalt des Zentrums entgegen. Darüber hinaus sollten die Auszubildenden darüber abstimmen, welche Form des Protests angebracht wäre und welche Lösungsvorschläge für alle akzeptabel wären.
So durchliefen die Schüler*innen in ihren Rollen verschiedene Aushandlungsprozesse. Sie schlugen selbst Vorgehensweisen vor, stimmten darüber ab und erstellten einen Vorschlag, der von der Mehrheit mitgetragen wurde. Dabei diskutierten die angehenden Bankkaufleute sehr konstruktiv und intensiv, lachten miteinander und formten Allianzen.
Nach der aktiven Spielphase reflektierten sie kritisch, wie realitätsnah das Planspiel war. Sie erkannten, dass es in der Realität weitaus komplexer ist, mehr Gespräche und weitere Informationen nötig sind, damit wirklich eine zufriedenstellende Problemlösung gefunden werden kann. Letztlich diskutierten die Teilnehmer*innen auch darüber, wie legitim einzelne Protestformen sind, wie z.B. das Festkleben auf Straßen oder Menschenketten.
Was ist das Fazit?
Theres Tobergte resümierte abschließend: „Ein gelungenes Planspiel! Die Schüler*innen diskutierten engagiert, waren kompromissbereit und kreativ … und bemerkten dabei, dass es in der Realität noch wieder anders ist! Aber dass auch dort Vorschläge von Bürger*innen und Politiker*innen nicht immer durchgängig realistisch umzusetzen oder ohne Kritik sind. Mich brachte zudem zum Schmunzeln, dass die Auszubildenden ihren Bankhintergrund nicht ganz abschütteln konnten. Nach all den demokratischen Prozessen zur Entscheidungsfindung gab es von den Schülern noch einen großen Kritikpunkt am mehrheitlich beschlossenen Lösungsvorschlag: Ist er überhaupt finanzierbar? Und wie schlussendlich das Schülerfeedback zeigte: Der Spaß kam heute definitiv nicht zu kurz!“