Schüler der BBS am Museumsdorf lernen auf dem Bauernhof

Den Weg regionaler Lebensmittel, von der Saat bis in den Kochtopf, lernen Schülerinnen und Schüler der BBS am Museumsdorf vor Ort kennen. Auf dem Bauernhof erarbeiten sie in der Praxis und in Workshops haus- und landwirtschaftliche Themen.

Insgesamt zehn Schülerinnen und Schüler einer Berufseinstiegsklasse mit dem Schwerpunkt Hauswirtschaft lernten die Milch-, Getreide- und Kartoffelproduktion und deren Verarbeitung in ganz praktischer Weise kennen: Im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Vorwerk (Emstek) verbanden sie schulisches mit betrieblichem Lernen.

Mit dem Projekt soll den Schülerinnen und Schülern der Weg regionaler Lebensmittel von der Produktion bis zum Verzehr nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vermittelt werden. Im wöchentlichen Wechsel erfahren die Schüler eine Theorieeinheit in der Schule oder den Praxistag auf dem Hof.

Dabei steht jeder Hoftag unter einem bestimmten Arbeitsthema: z.B. Milch, Kartoffel, Getreide oder Garten. Beim Thema Milch erleben die Schüler die Produktion hautnah. Neben dem Melken der Kühe steht auch die richtige Futtermenge für Kalb, Rind und Kuh auf dem Lehrplan.

Einen weiteren Schwerpunkt eines jeden Workshops bildet die Zubereitung einer dem Arbeitsthema entsprechenden Mahlzeit, erklärt Doris Kruse-Vogt (BBS am Museumsdorf), die den Theorieschwerpunkt von hauswirtschaftlicher und sonderpädagogischer Seite mitbetreute. So haben die Schüler, nachdem sie Kartoffeln angepflanzt haben, eine herzhafte Kartoffelsuppe zubereitet und über dem Lagerfeuer gegart.

Besonders spannend empfanden die Schüler das Thema Garten. Das Thema „ess- und genießbare Gemüse- und Pflanzensorten bzw. Leckereien am Wegesrand“ betrachteten sie zunächst mit Skepsis. Das zeigte sich, als sie Giersch und Holunderblüten am Waldrand sammelten. Beim Zubereiten von Gierschpesto und Holunderblütenlimonade streuten sich diese Zweifel jedoch rasch.

Julia Vorwerk (Gut Vorwerk)  und Ludger Bockhorst (BBS am Museumsdorf) initiierten das Projekt im Rahmen ihrer Anwartschaft zur Hauswirtschaftsmeisterin mit und führte zahlreiche Workshops auf dem familieneigenen Betrieb in Emstek durch. Sie fasst den Wert dieser Erfahrungen für die Schüler zusammen:

„Wichtig ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Informationen auch händisch erfahren und nicht einfach nur berieselt werden. Nur wenn sie die Dinge selber durchführen, riechen oder schmecken, können sie sich eine Meinung bilden.“

Die Auswertung des Projekts bestätigt den nachhaltigen Lernerfolg durch diese Verknüpfung von praktischen und theoretischen Lernerfolgen. Vor allem jene Schüler, die vor einigen Jahren aus dem Nahen Osten nach Deutschland gekommen waren, zeigten sich begeistert. Sie kannten die Hofarbeit aus ihren Heimatländern und freuten sich, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur Landwirtschaft in Deutschland erkennen zu können.

Drei Schüler hatten zuvor noch nie Berührungspunkte mit einem landwirtschaftlichen Betrieb und waren besonders von den Tieren angetan. Anfängliche Berührungsängste legten sich schnell.

Doris Kruse-Vogt und Mareike Willen (beide BBS am Museumsdorf) begleiteten das Projekt in sonderpädagogischer Hinsicht: „Die Schülerinnen und Schüler zeigen einen deutlichen Kompetenzzuwachs im sozialen Lernen. Sie mussten beispielsweise regelmäßig ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um den Tieren gerecht zu werden.“ Beim Einstreuen der Kälberboxen, so Willen, lernten die Jugendlichen, sich trotz eigener Nervosität und Aufgeregtheit ruhig und konzentriert zu verhalten, um die Kälber nicht zu verschrecken. Auch Regeln anzunehmen und einzuhalten falle den Schülern leichter, wenn ihnen die Bedeutung der Regeln durch den laufenden Betrieb vor Ort vor Augen geführt werde.

Auch in diesem Schuljahr wird das Projekt fortgesetzt.

Fotos: Mareike Willen