03.07.2025 – Vier angehende Industriekaufleute absolvierten ein Auslandspraktikum in südafrikanischen Unternehmen. Zugleich führte Lehrerin Maren Sandmann ein Job Shadowing an der neuen Partnerschule Lilyfontein School durch.
Jedes Jahr unterstützen die BBS am Museumsdorf Auszubildende, die ein Auslandspraktikum absolvieren möchten. Seit über 20 Jahren pflegt die Schule Kontakte nach Südafrika, die sie in diesem Schuljahr intensiviert hat.
Die Auslandspraktika
Mit dem MSC College hat die BBS eine langjährige Partnerschaft in East London. Diese Schule der beruflichen Bildung liegt in der Region Eastern Cape, welche eine Partnerschaft mit dem Bundesland Niedersachsen hat. Ziel dieser Beziehung sind die Kooperation und der Wissensaustausch, weshalb das Projekt der BBS auch finanziell vom Land Niedersachsen unterstützt wird. Vermittelt durch das MSC College absolvierten vier angehende Industriekaufleute ein vierwöchiges Praktikum in südafrikanischen Betrieben. Nils Bokel und Malin Rethmann lernten die Abläufe in der SMA Engineering Ltd. kennen. Marieke Meyer und Linus Benken arbeiteten für vier Wochen bei Foxtec-Ikhwezi. Beide Unternehmen sind in der Automobilindustrie tätig.
In ihrer Freizeit nahmen die vier Auszubildenden u.a. an Safaris, einer Whale-Watching-Bootstour und einem traditionellen südafrikanischen Braai teil. Außerdem lernten sie auch die neue Partnerschule Lilyfontein School kennen und unterstützen dort die Lehrkräfte bei einem Adventure Day. Nicht zuletzt besichtigten sie auch Schulen in den Townships von East London und halfen bei der Essensausgabe der Organisation Chintsa East Feeding & Development Centre.
Nils erklärte bei dem anschließenden Nachbereitungstreffen, dass er ein solches Praktikum jedem empfehlen könne. Es sei jedoch wichtig, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und offen zu sein für andere Kulturen. Malin und Marieke ergänzten: „Südafrika ist ein Land voller Kontraste – wunderschöne Natur und vielfältige Kultur treffen auf eine herausfordernde und erschreckende Vergangenheit und auf eine große Lücke zwischen Arm und Reich.“ Linus schloss mit den Worten: „Das ist ein Abenteuer, was man gemacht haben sollte! Wichtig ist aber, das Leben nicht nur mit Deutschland zu vergleichen. Es ist in vielen Bereichen ärmer und anders, aber man kann den ganzen Erfahrungen mit sehr viel Wertschätzung begegnen!“
Die neue Partnerschule Lilyfontein School
Im letzten Jahr führten Teamleiter Dietmar de Vries und seine Kollegin Stina Köster bereits erste Gespräche mit potenziellen weiteren Partnerschulen in Südafrika. Nun reiste Maren Sandmann als Gesandte des Teams „Schulpartnerschaften“ nach Südafrika. An der Lilyfontein School unterschrieb Schulleiter Nic Els das neue Partnerschaftsabkommen. Mit diesem verpflichten sich beide Schulen, einen gegenseitigen Austausch von Schüler*innen und Lehrkräften zu ermöglichen, interkulturelle Kompetenzen zu fördern sowie voneinander und miteinander zu lernen. Außerdem sollen durch gemeinsame Aktivitäten Vorurteile abgebaut und das gegenseitige Verständnis füreinander gefördert werden.
Nic Els erklärte: “This partnership has given us the opportunity to see ourselves through new lenses and reflect on what makes Lilyfontein School unique. Our staff and learners have thoroughly enjoyed having Ms Sandmann in our midst and learning from her as she learnt from us. We are looking forward to the day when we will have the opportunity to visit Cloppenburg and learn from our colleagues there. Such a partnership is important to our school as it provides a new opportunity for us to expand our perspectives and remain abreast with international trends in education.“ (Diese Partnerschaft hat uns die Gelegenheit gegeben, uns selbst aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu reflektieren, was die Lilyfontein School einzigartig macht. Unsere Mitarbeitenden und Lernenden haben es sehr genossen, Frau Sandmann in unserer Mitte zu haben und von ihr zu lernen, während sie ebenso von uns gelernt hat. Wir freuen uns bereits auf den Tag, an dem wir die Möglichkeit haben werden, Cloppenburg zu besuchen und von unseren Kolleginnen und Kollegen dort zu lernen. Eine solche Partnerschaft ist von großer Bedeutung für unsere Schule, da sie uns eine neue Gelegenheit bietet, unseren Horizont zu erweitern und über internationale Bildungstrends auf dem Laufenden zu bleiben.)
Job Shadowing – ein Lehreraustausch
In diesem Rahmen verbrachte Maren Sandmann vier Wochen an der Lilyfontein School, um von ihren südafrikanischen Kolleg*innen zu lernen und Einblicke in die vielfältige südafrikanische Kultur zu erlangen.
Hier ist ihr ausführlicher Erfahrungsbericht:
„Als ausgebildete Lehrkraft unterrichte ich seit drei Jahren die Fächer Wirtschaft und Mathematik und bringe als ehemalige Diplom-Finanzwirtin beim Finanzamt auch praktische Erfahrung in wirtschaftlichen Zusammenhängen mit. Mein Austausch an der Lilyfontein School in East London, Südafrika, hat mir neue Perspektiven eröffnet und mir wertvolle Impulse für meinen eigenen Unterricht gegeben.
In den vier Wochen an der Lilyfontein School durfte ich eine Schule erleben, die sich mit einem einzigartigen Konzept von anderen Schulen abhebt. Die Lilyfontein School verfolgt das Ziel, junge Menschen zu selbstbewussten, glücklichen und wettbewerbsfähigen Persönlichkeiten zu entwickeln, die sich in einer sich ständig verändernden Welt behaupten können. Dieses Ziel wird durch eine fundierte akademische Ausbildung in ruhiger ländlicher Umgebung unterstützt und durch ein starkes Augenmerk auf Outdoor-Abenteuer und Führungsfähigkeiten ergänzt. Ein christliches Ethos mit religiöser Toleranz sowie ein breites Angebot an kulturellen und sportlichen Aktivitäten tragen dazu bei, dass Schüler*innen hier ganzheitlich gefördert werden. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die positive Einbindung der Eltern, die die Entwicklung der Kinder aktiv unterstützen.
Besonders hebt sich die Lilyfontein School durch ihre Abenteuer-, Führungs- und Umweltprogramme von anderen lokalen Schulen ab. Diese Programme sind fest im Lehrplan verankert und bilden die Grundlage für die körperliche und emotionale Entwicklung der Schüler*innen. Hier wird Abenteuer zum Teil der Exzellenz, und die Kinder haben die Chance, die besten Versionen ihrer selbst zu werden.
Job Shadowing und pädagogische Einblicke
Im Rahmen meines Aufenthalts nahm ich an einem intensiven „Job Shadowing“ teil. Normalerweise bedeutet dies, eine Person bei der Arbeit zu beobachten, um so einen Beruf kennenzulernen. Doch an der Lilyfontein School wurde ich viel mehr als nur ein „Schatten“ im Job-Alltag: In der Vorschule (Pre-Primary) und in der Grundschule (Foundation Phase) konnte ich aktiv am Unterricht und an den Tagesabläufen teilnehmen. Dieser Perspektivwechsel war für mich, als Lehrkraft für ältere Schüler*innen, eine neue und bereichernde Erfahrung. Die Grundwerte, die dort gelebt werden – wie die Förderung von Selbstständigkeit und die Reflexion des eigenen Handelns – sind für die weitere Entwicklung der Schüler*innen von enormer Bedeutung.
Dieser Austausch hat mir gezeigt, dass Bildung an der Lilyfontein School ganzheitlich gedacht wird. Im Vordergrund stehen die individuelle Begleitung und Förderung jedes Einzelnen sowie das Arbeiten als Gemeinschaft, bei dem man sich gegenseitig unterstützt und nicht in Konkurrenz steht – ein Ansatz, der auch im deutschen Schulalltag bereichernd wäre. Diese positiven Erfahrungen haben uns dazu inspiriert, für das nächste Jahr ein Praktikumsprogramm für einige unserer Schüler*innen an der Lilyfontein School zu planen.
Südafrika: Ein Land der Gegensätze
Südafrika ist ein Land voller Schönheit und Kontraste. Die herzliche Gastfreundschaft und die Vielfalt der Tierwelt waren überwältigend, doch die große Kluft zwischen Arm und Reich war allgegenwärtig: Wo in einem Moment prächtige Villen das Stadtbild prägen, folgt im nächsten Augenblick ein Township. Diese Kontraste haben mir oft die Sprache verschlagen und mir erneut die Bedeutung von Bildung und Chancengleichheit vor Augen geführt.
Insgesamt war dieser Austausch eine tiefgreifende und prägende Erfahrung. Ich kehre zurück mit einem großen Schatz an neuen Eindrücken, pädagogischen Ideen und einer tiefen Dankbarkeit – und freue mich darauf, diese Perspektiven auch in meiner eigenen Schule weiterzugeben.“
Ausblick
Der Austausch mit dem MSC College und der Lilyfontein School haben sich als bereichernd für alle Parteien herausgestellt. Deshalb ist für das neue Schuljahr geplant, dass wieder vier angehende Industriekaufleute ein Praktikum in einem Industriebetrieb in Südafrika absolvieren werden. Außerdem werden vier angehende Erzieher*innen ein Praktikum und zwei Lehrkräfte ein Job Shadowing an der Lilyfontein School durchführen.
Bild 1: Nic Els und Maren Sandmann mit dem neuen Partnerschaftsabkommen zwischen der Lilyfontein School und der BBS am Museumsdorf.

Bild 2: Eindrücke vom Job Shadowing von Maren Sandmann an der Lilyfontein School.

Bild 3: Die vier angehenden Industriekaufleute und ihre Lehrerin Maren Sandmann beim Adventure Day in der Lilyfontein School und bei der Essensausgabe der Organisation Chintsa East Feeding & Development Centre in einem Township von East London, Südafrika.